Die Orgel
In den derzeit bekannten Archivalien finden sich zwei scheinbar widersprüchliche Angaben über die Orgel von St. Johann: Zum einen existiert ein Werkverzeichnis des Mathias Mauracher, in dem dieser eine Orgel in St. Johann ohne Jahreszahl in zeitlicher Nähe zur Orgel in der Salzburger Kollegienkirche aufzählt, zum Anderen ist im Werkverzeichnis seines Sohnes Hans ebenfalls die Orgel von St. Johann verzeichnet, hier jedoch mit der Jahreszahl 1885.
Weiters existiert ein Denkmalamtsfragebogen von 1939, in dem diese Orgel mit dem Erbauungsjahr 1884 Mathäus Mauracher zugeordnet wird, ebenso gibt es einen Archivbogen der Diözesanen Kirchenmusikkommission datiert von 1948, in dem Jahr und Erbauer dem älteren Bogen offenbar abgeschrieben sind. Hier ist jedoch auch festgehalten, dass die Orgel am 28.12.1885 vom Domchor-
direktor Peregrin Hupfauf kollaudiert wurde.
Am 22. Juni 1871 stürzte der Turm der St. Johanner Kirche ein. Da die Mauerteile wenig auf die Straße gelangten - eine angrenzende Bäckerei wurde kaum beschädigt- müssen die Teile großteils durch das Chorgewölbe geschlagen haben und eine fast neue Orgel zerstört haben. Hier muss es sich um diese nichtdatierte Orgel vom Mathias Mauracher gehandelt haben. Auch stimmen die Zeitpunkte des Turmeinsturzes mit dem der Erbauung der Collegienkirchenorgel überein. Da Mathias Mauracher (der sich selbst gerne "Mathäus" schrieb und deshalb heute als "Mathäus der ältere" bezeichnet wird) am 7.8.1884 plötzlich erst 66-jährig verstarb, führte sein zweiter Sohn "Hans" die Werkstatt weiter. Der älteste Sohn Joseph führte die Werkstatt in St. Florian weiter, die anlässlich des großen Umbaues der "Bruckner-Orgel" gegründet worden war.
Man kann nun also davon ausgehen, dass zumindest die Planung der St. Johanner Orgel noch von Mathias Mauracher durchgeführt wurde. Da er im gleichen Jahr verstarb, als die Orgel gerade im Bau war, ist davon auszugehen, dass die handwerkliche Leitung der Arbeiten - wie schon in den Jahren 1872 - 1875, in denen die "Bruckner-Orgel" gebaut wurde - in den Händen von Hans Mauracher lag. Das erklärt auch, warum er diese Orgel, vermutliche die, oder eine der ersten, die er fertigstellte, in seine eigene Werkliste aufnahm, während sie in der Liste seines Vaters, der ihre Fertigstellung nicht mehr erlebte, natürlich nicht aufscheint.
So wurde die St. Johanner Orgel zum letzten Instrument des Lieblingsorgelbauers Anton Bruckners.
Dass von der vorhergehenden Orgel Teile wiederverwendet wurden, ist nach einem derartigen Turmeinsturz sehr unwahrscheinlich. Ausserdem ist der Preis von 2.858 fl., welcher etwa dem dem 7-fachen Jahreslohn eines durchschnittlichen Handwerksgesellen entsprach, der volle Preis einer kompletten Orgel.
Es kann also davon ausgegangen werden, dass es sich bei der St.Johanner Orgel um das letzte größere Instrument von Mathias Mauracher handelt.
Mathias Mauracher 1883
Disposition der Orgel:
I. Manual
Orpheon 16´ Mixtur 1 1/3´ Super Oktav 2´ Quinte 2 2/3´ Oktav 4´ Flöte 4´ Salicional 8´ Bordun 8´ Principal 8´ | II. Manual
Dolceflöte 4´ Philomela 8´ Flautino 2´ Gedeckt 8´ Gamba 8´ Quinte 1 1/3´ Prästant 4´ Cimbel 1´ | Pedal:
Subbass 16´ Violon 16´ Choralbass 4´ Oktavbass 8´ |